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SAP S/4HANA – Warum eigentlich?

3. März 2021

SAP S/4HANA ist für mich eine herausragende Entwicklung. Das wurde mir jedoch erst im zweiten Schritt klar. Beim ersten Kennenlernen der ERP-Software von SAP im Jahr 2017 hatte ich nicht sofort den Eindruck, dass es sich um einen revolutionären Wurf handelt und ich fragte mich, was an dieser Entwicklung so bahnbrechend sein sollte. 

 

War es die Konsolidierung der SAP Lösungen? 

Zuerst war ich der Überzeugung, dass dies der wesentliche Aspekt dieser neuen Lösung ist. Denn außer dem SAP-ERP entstanden über die vergangenen Jahre verschiedene Zusatzlösungen wie beispielsweise SAP-APO, SAP-EWM oder SAP-TM. Diese Produkte wurden ursprünglich als Insellösungen entwickelt und wiesen im Zusammenspiel einige Datenredundanzen auf, die somit aufgelöst werden konnten. Aber mehr als ein schöner Nebeneffekt ist das nicht und auch nicht ein Grund, um auf SAP S/4HANA zu wechseln.

Waren es die neuen Funktionalitäten in SAP S/4HANA?

Dieser Punkt wird teilweise in den Medien hervorgehoben. Er ist ein wichtiges Thema. In SAP S/4HANA wurde zum Beispiel das Rechnungswesen auf neuen Datenstrukturen aufgebaut. Auch wurden neue Planungsszenarien und Dispositionsverfahren in das System integriert. Das sind nur wenige Beispiele für eine Vielzahl von neuen Funktionalitäten. Bei detaillierter Betrachtung dieser Entwicklungen und der Art wie sie realisiert wurden, kam ich dem eigentlichen Mehrwert der Lösung näher.

Warum spielt die neue Oberfläche SAP Fiori eine Rolle?

Mit SAP S/4HANA wird auch eine neue Oberfläche ausgeliefert. Diese Benutzerschnittstelle ist nach modernen Gesichtspunkten entwickelt und wird über einen Standard-Internetbrowser bedient. Statt Transaktionen werden sogenannte App’s aufgerufen. Diese bieten ein ansprechendes Aussehen und einen zeitgemäßen Bedienkomfort. Die Informationen in den App’s können sowohl grafisch als auch tabellarisch aufbereitet werden.

Doch das eigentlich Besondere an der Oberfläche ist, dass schon auf der Einstiegsseite analytische Funktionen integriert werden können – und zwar ohne, dass eine einzelne App aufgerufen werden muss. Das heißt, wenn ich in der Kundenauftragsbearbeitung beschäftigt bin, sehe ich schon im Einstiegsbild zum Beispiel den Monatsumsatz mit meinen Kunden, die Anzahl der verzögerten Aufträge, den offenen Auftragseingang und vieles mehr.

Damit dies in Echtzeit möglich ist, braucht es ein System, das ähnlich einem ‚Business Warehouse‘ auf analytische Zugriffe optimiert ist. Und somit sind wir beim eigentlichen Kern von SAP S/4HANA - dem Digital Core.

Die Datenbank ist das Außergewöhnliche!

So jetzt wird es ein bisschen technisch, aber für alle diejenigen, die sich nicht für die Details interessieren sei gesagt: Mit dieser Datenbank kann man gleichzeitig Daten analysieren und betriebswirtschaftliche Prozesse abbilden! Das ist in Zeiten von Massendaten unabdingbar, um die richtigen Entscheidungen für das Unternehmen treffen zu können.

Bei unserer ersten S/4HANA Implementierung war ich mir dem Mehrwert dieser Lösung noch nicht bewusst. Ich dachte, es handelt sich um eine herkömmliche relationale Datenbank, die den aktiven Teil der Daten im Hauptspeicher hält und verarbeitet, aber das Groh an Daten nach wie vor auf der Festplatte speichert – so wie es andere auch machen… Doch weit gefehlt!

Das Besondere und vielleicht auch Revolutionäre an der HANA Datenbank ist, dass sie erstens vollständig im Hauptspeicher läuft und zweitens eine Symbiose aus Zeilen- und Spaltenverarbeitung darstellt. So können transaktionale (OLTP) und analytische (OLAP) Prozeduren direkt im selben System abgewickelt werden. Die Vorteile der jeweiligen Systematik kann die Nachteile der anderen ausgleichen, was zu enormen Geschwindigkeitsvorteilen führt.

Vorteil der Spaltenverarbeitung:

Führen Sie sich eine Tabelle mit einzelnen Aufträgen, den zugehörigen Terminen und den jeweiligen Erlösen vor Augen. Um zum Beispiel den Gesamtumsatz aller Aufträge oder die Summe der verspätetet bearbeiteten Aufträge zu ermitteln, genügt genau ein Zugriff. In mir bekannten Systemen, auch in SAP-ERP, müssten erst alle Aufträge einzeln gelesen werden und die jeweiligen Spaltenwerte aufsummiert werden.

Vorteil der Zeilenverarbeitung:

Soll in die Datenbank ein neuer Auftrag geschrieben oder ein bestehender Auftrag bearbeitet werden, so kann dies in der Zeilenverarbeitung mit einem Zugriff erfolgen. Mit einer spaltenorientierten Datenbank wäre man jetzt deutlich im Nachteil, da man jede Spalte einzeln ergänzen müsste.

Vorteil Hauptspeicher:

Da die Datenbank vollständig im Hauptspeicher läuft, wurde das Datenbankdesign so gewählt, dass auf sogenannte Indizes verzichtet werden kann.

In der klassischen relationalen Datenbank benötigt man den Index für einen schnellen Zugriff auf die Daten. Sonst liest das System immer die gesamte Tabelle, um einen entsprechenden Satz zu finden. Für eine Datenbank bedeutet dies, dass pro Index eine gesamte Tabelle in der gewünschten Reihenfolge physisch auf dieser Datenbank gehalten werden muss. Je nach Anzahl der Indizes und der Tabellengröße kann dies enormen Speicherbedarf bedeuten. Ganz zu schweigen vom Aktualisierungsbedarf der einzelnen Tabellen bei Änderungen.

Dies ist in der HANA-Datenbank nicht notwendig. So kann die Datenbank eines SAP-ERP Systems nach der Conversion schnell um 50 Prozent schrumpfen und die Summe der Datenbankzugriffe wesentlich reduziert werden.

Weitere Vorzüge der HANA Datenbank:

Codierung

Durch die Codierung von Spaltenwerten lässt sich der Speicherbedarf der Datenbank weiter reduzieren.

Partitionierung

Die Verarbeitung von Daten in der Datenbank kann auf mehrere CPU’s und den zugehörigen Cache-Speichern verteilt werden. Dies wirkt sich ebenfalls auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit positiv aus.

Insert-Only

Durch die Datenbankarchitektur werden nur Sätze eingefügt. Außer den Geschwindigkeitsvorteilen werden sämtliche Änderungen nachvollziehbar und automatisch revisionssicher abgelegt.

Big Data

Mit der Datenbank wird es möglich sogenannte Big Data online auszuwerten. Das heißt, dass verschiedene Verhaltensmuster in Massendaten ausfindig gemacht werden. So können zum Beispiel Maschinendaten direkt analysiert und verarbeitet werden – die Voraussetzung für eine integrierte Industrie 4.0 Lösung.

Was heißt das jetzt alles?

Die ganzen schicken Oberflächen und die zukunftsweisenden Prozesse, die eine übersichtliche Analyse der Unternehmensdaten möglich machen, wären ohne die Art der Datenspeicherung gar nicht möglich. Und ganz nebenbei kann sich mit einer Unternehmenslösung, die ähnlich wie die modernen Kommunikationsmethoden der Smartphones funktioniert, auch ihre Personalentwicklung positiv entwickeln - insbesondere die Gewinnung von Nachwuchskräften. Das Arbeiten in der modernen Welt macht nämlich Spaß!

Ihr Ansprechpartner

Sie interessieren sich für die Migration Ihres Systems auf SAP S/4HANA und möchten weiterführende Informationen bekommen? Dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

 

Dietmar Lohr

Senior Management Consultant
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