Vorwegzunehmen ist: Ich bin kein Homeoffice-Typ! Ich liebe das Büroleben, ich brauche die sozialen Kontakte, ich bin im Büro im „Arbeitsmodus“! Außerdem habe ich kein Arbeitszimmer zu Hause. Küche oder Wohnzimmer – woanders funktioniert das WLAN nicht. Wenn ich morgens aufstehe und weiß, ich fahre ins Büro, stehe ich ganz anders auf. Vielleicht kennt ihr das?
Für das Büro mache ich mich anders zurecht, gebe mir mehr Mühe, ziehe schickere Klamotten an, freue mich auf die Kontakte und die Atmosphäre im Büro. Wenn ich meinen ersten Kaffee am Schreibtisch trinke, beginnt für mich der Arbeitstag.
Wenn ich morgens aufstehe und weiß, ich mache Homeoffice, bin ich grundsätzlich schon etwas zielloser. Es fällt mir schwerer in den Tag zu finden, mich zu motivieren, ich werde schnell träge am Rechner, mir fehlt der Anreiz, mir fehlen die Leute drumherum. Privatleben und Arbeit verschwimmen. Dinge, die ich während der Bürozeit nicht sehe, fallen mir hier ständig auf die Füße. Das herumstehende Geschirr, das Klingeln des Postboten, die Katze, die grundsätzlich auf der falschen Seite der Tür steht. Doch auch hier freue ich mich auf meinen Latte Macchiato am Morgen und trinke ihn zu Hause sogar mit Karamellsirup.
Als Corona kam, bin ich erst einmal in ein ganz schönes Loch gefallen. Es wurde sehr ruhig, jeder hockte für sich und außer in Meetings ab und zu sah und hörte man kaum etwas von den Kollegen (m,w,d). Mir hat das Arbeiten plötzlich viel weniger Spaß gemacht.
Als dann auch noch meine 11-jährige Tochter mit ihrem Tablet und einem Berg voll Hausaufgaben neben mir saß und im 10-Minuten-Takt Fragen und Anforderungen an mich hatte, wurde es erstmal nicht besser und ich war fast froh, dass es auf meiner Seite eher ruhig war. Denn selbst mit einem Ohr im Call, wo man zuhören und Protokoll schreiben soll, mit dem anderen Ohr bei der Tochter, die etwas ausgedruckt haben muss oder nicht weiter weiß - das war teilweise eine echte Herausforderung, welche die Stimmung nicht hob. Schlechte Laune war vorprogrammiert und Konzentration Glückssache!
Meine Tochter war schnell überfordert und ängstlich, dass sie ihr von der Schule auferlegtes Pensum nicht schafft. Selbst gestresst musste ich ihr dann täglich ihre Ängste nehmen und ihr aufzeigen, dass sie für diese kleine Aufgabe doch ganze 3 Tage Zeit hat. Kindern, je nach Alter, fällt es schwer, sich zeitlich zu organisieren. Manche können es besser, bei anderen brechen Panik und Überforderung los. Mit den Medien finden sie sich erstaunlich schnell zurecht, aber die Unterstützung, das Erinnern, die Motivation und oft auch das Zeitmanagement obliegt uns Eltern.
Hinzu kam, dass gefühlt jeder Lehrer eine andere Arbeitsweise hatte. Der eine schickt die Aufgabe über Teams (womit ich mich Gott sei Dank auskannte!! 😊), der nächste schickt eine Mail und hängt kaum druckbare Jpgs an, der dritte macht 2 stündige Videokonferenzen, was in „Die-spinnen-doch-Gemotze“ meiner Tochter endete. Bemüht haben sie sich aber alle, was ich echt toll fand.
Gelernt habe ich aus der Situation, dass es wichtig ist, Ruhe zu bewahren. Und, dass nicht alles immer perfekt sein muss! Manchmal muss man auch einfach loslassen und die Kinder machen lassen. Als Perfektionist nicht so einfach, aber man wächst mit den Anforderungen.
Was die Umstände weiterhin erschwerte, ist ein sich in Kurzarbeit befindlicher Lebenspartner, weil unsere Gastronomie geschlossen wurde! 4 Monate im letzten Jahr. Der nächste Schock und somit waren wir dann zu dritt zu Hause. Wir alle verteilt auf Küche und Wohnzimmer, manchmal auch alle in einem Raum. Eine Herausforderung an mehreren Ecken also! Unterschiedliche Tagesrhythmen, unterschiedliche Auslastungen, unterschiedliches Empfinden der Situation, unterschiedliche Sorgen, ungewohnte Familiensituation.
Jetzt, im 2. Lockdown, muss ich sagen, geht es etwas besser. Man gewöhnt sich doch auch an solche Situationen. Zumindest ein bisschen.
Das Homeoffice hat durchaus seine Vorteile: Ich spare eine Menge Sprit und Kilometer, ich sitze früher am Rechner, weil die Fahrzeit wegfällt, ich bin eher im Feierabend und habe doch in Summe weniger Stress und mehr Freizeit. Ach, und mein Kaffee zu Hause schmeckt besser! 😉 Ich bin flexibler was private Termine angeht, hab kein Ferienbetreuungsproblem, kann bei den Hausaufgaben unterstützen und teile mir meine Zeit freier ein. Ich habe das Gefühl, mein Arbeitgeber vertraut mir und mir persönlich macht es nichts, auch abends nochmal ein paar Mails zu beantworten. Dafür konnte ich z.B. den Arzttermin um 14 Uhr wahrnehmen. Wichtig sind in meinen Augen ein gutes Maß an Disziplin und vor allem auch Fairness! Der Arbeitgeber gibt mir die Flexibilität, ich gebe ihm meine Loyalität.
Auch wenn ich mich schon sehr auf die Rückkehr ins Büro freue, kann ich mir vorstellen, jetzt doch öfter mal einen Tag von zu Hause aus zu arbeiten – dann aber hoffentlich allein. Meine Arbeitsumgebung muss ich noch optimieren, damit der Rücken nicht so leidet. Und selbst meine Tochter findet das Homeschooling gar nicht mehr sooo schlimm. Ihre Freunde und Mitschüler vermisst sie trotzdem. So, wie ich meine Kollegen. ♥
Vorsätze für das neue Jahr habe ich eigentlich nicht. Im letzten Jahr hatte ich so einige, die sich jedoch alle zerschlagen haben durch Corona, daher lasse ich es jetzt mal auf mich zukommen, das neue Jahr… Ich versuche, entspannt zu bleiben, täglich raus zu gehen und auch der Sport darf nicht fehlen. Das hebt die Stimmung und trägt zum Wohlfühlen bei! Man muss sich positive Momente schaffen und Dinge tun, die einem gut tun. Auch wenn es nicht immer leicht fällt und die dunkle Jahreszeit nicht sonderlich hilfreich ist. Ein gutes Buch, schön kochen, ein heißes Bad, etwas erledigen, was man schon lange aufschiebt.
Ansonsten hoffe ich auf einen baldigen Frühling und eine stückweise Rückkehr zur Normalität, im Privaten wie auch im Büro!!!
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Assistentin der Geschäftsführung